Der IST Zustand im Handwerk

Handwerksbetriebe stehen noch relativ am Anfang der Digitalisierung. Erste wichtige Schritte wie digitale Buchhaltung, Planungssoftware oder Messenger-Kommunikation sind bereits weit verbreitet. Gleichzeitig ist die IT-Infrastruktur komplexer geworden – unter anderem durch steigende Kundenanforderungen, Förderprogramme und Zeitmangel aufgrund von Fachkräftemangel. Viele Betriebe greifen daher sinnvollerweise auf externe Unterstützung zurück. Es gibt aber auch andere Beispiele: Einige nutzen bereits neue Technologien wie Drohnen, weil sie deren praktischen Nutzen erkannt haben. 

Wo bewegt sich das Handwerk hin?

Der Trend geht klar in Richtung Prozessautomatisierung und KI-gestützte Unterstützung im Büro – nicht als Ersatz für den Menschen, sondern zur Entlastung. Ziel ist es, administrative Aufgaben wie Angebotserstellung, Dokumentation und Planung zu automatisieren, damit Handwerker sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. 

Wo liegen die Potentiale von Digitalisierung im Handwerk?

KI kann insbesondere dort unterstützen, wo Zeit und Wissen knapp sind. Potenziale liegen u. a. in: 

  • Automatischer Angebotserstellung 
  • Schadensdokumentation 
  • Priorisierung von Kundenanfragen 
  • Digitalen Wartungsprotokollen 
  • Frühzeitiger Fehlererkennung (z. B. PV-Anlagen) 

Für kleine Betriebe ist das besonders spannend, weil sie mit wenig Personalaufwand wiederkehrende Aufgaben an KI-Tools abgeben können. 

Einige Beispiele sind unter anderem:  

  • Wartungs- und Monitoring-Tools, z. B. zur einfachen Erstellung von Wartungsprotokollen 
  • PVanalytics Web App, um Schäden an PV-Anlagen zu dokumentieren und zu analysieren 

Jobs werden dadurch nicht verdrängt, sondern sinnvoll ergänzt. Menschen bleiben zentral – sie werden durch KI einfach effizienter und können sich auf die relevanten Aufgaben fokussieren, die KI nicht übernehmen kann; beispielsweise den menschlichen Kontakt zu Kunden pflegen, oder Handlungsempfehlungen einschätzen und geben. 

Was sind denn die größten Hürden bei der Einführung von KI?

Eine der größten Hürden ist häufig die Angst vor der vermeintlichen Komplexität. Viele Betriebe glauben, dass man für den Einsatz digitaler Tools oder KI ein eigenes IT-Team oder hohe Budgets benötigt. Dabei gibt es heute eine Vielzahl an Lösungen, die sehr niederschwellig über eine App oder den Browser genutzt werden können – ganz ohne technisches Vorwissen. Beispiele dafür sind moderne KI-Assistenten wie ChatGPT, Perplexity oder Claude, aber auch einfache Automatisierungstools wie Zapier oder Make, mit denen sich verschiedene Prozesse verbinden und automatisieren lassen. 

Wie kann man die Hürden überwinden und gut Einsteigen?

Der Einstieg gelingt am besten, wenn man bewusst klein anfängt. Ein sinnvoller erster Schritt wäre, zunächst mit KI-Tools wie ChatGPT, Perplexity oder Claude zu experimentieren – insbesondere in Bereichen, in denen wiederkehrende Aufgaben automatisiert werden können. Wichtig dabei ist, dass keine sensiblen Kundendaten ohne entsprechende Anonymisierung verwendet werden. Viele dieser Tools liefern zudem direkt passende Empfehlungen, wie sich weitere Schritte mit Automatisierungstools realisieren lassen. Auch einfache Anwendungen wie ein Online-Buchungssystem mit Calendly lassen sich ohne technisches Know-how einbinden – und das ganz ohne IT-Dienstleister. 

Kleiner Tipp: Am besten funktioniert es, wenn eine technikaffine Person aus dem Team die Möglichkeit bekommt, sich gezielt mit neuen digitalen Lösungen zu beschäftigen. Diese Person kann dann untersuchen, welche Prozesse sich verbessern lassen, erste Ideen in KI-Tools wie ChatGPT eingeben und direkt mit kleinen Pilotprojekten testen, ob sich tatsächlich eine spürbare Verbesserung im Alltag erzielen lässt. Wichtig ist, dass diese Projekte im laufenden Betrieb mitlaufen und nicht als zusätzlicher Aufwand empfunden werden. Die meisten modernen Tools sind intuitiv nutzbar und erfordern wenig Schulungsaufwand. Entscheidend ist, schrittweise vorzugehen und die Mitarbeitenden aktiv mit einzubinden – nicht alles auf einmal verändern zu wollen. Aber: Auch KI macht Fehler. Deshalb ist es immer wichtig, eine finale Entscheidung und Verantwortung beim Nutzer zu lassen. 

Wie begeistere ich Mitarbeiter von KI - oder wie transformiere ich mein Unternehmen digital?

Betriebe, die KI oder Neuheiten erfolgreich implementieren, schaffen Raum für kleine, niedrigschwellige Formate – etwa kurze Schulungen oder Team-Events, bei denen gezeigt wird, wie man zum Beispiel mit einem guten Prompt zu brauchbaren Ergebnissen kommt oder wie man KI zur Auswertung von Excel-Dateien nutzen kann. Diese Formate helfen, Berührungsängste abzubauen, Transparenz zu schaffen und Begeisterung im Team zu wecken. 

Die Geschäftsführung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Digitalisierung kann nur gelingen, wenn sie von oben mitgetragen und aktiv gefördert wird. Dabei geht es aber nicht um ein reines Top-down-Vorgehen mit starren Vorgaben. Vielmehr sollte der Wandel gemeinsam mit dem Team gestaltet werden. Es geht darum, Begeisterung zu schaffen und klarzumachen, dass die digitalen Tools dazu da sind, die tägliche Arbeit zu erleichtern – nicht sie zu ersetzen. 

Kennst du eigene Beispiele aus deinem Berufsalltag?

Ja, bei einem unserer Kunden haben wir gesehen, wie die PVanalytics-Web-App erfolgreich ins Team integriert wurde, um Schäden auf Photovoltaik-Anlagen zu analysieren und Berichte zu erstellen. Die KI wurde dabei als echte Unterstützung wahrgenommen – nicht als Ersatz, sondern als Helfer im Alltag. Auch andere Anbieter wie SolarHub zeigen, dass Digitalisierung dann besonders gut funktioniert, wenn sie einfach zu bedienen ist und die Kommunikation im Team stimmt. 

Was ist mit dem Vorurteil, dass nur “die Großen” von KI profitieren?

Ganz im Gegenteil: Gerade kleinere Betriebe profitieren überproportional von KI, weil sie besonders viel Zeit bei wiederkehrenden Aufgaben einsparen können. Man braucht keine eigene IT-Abteilung, um KI-Tools zu nutzen – oft reicht ein Smartphone oder ein Laptop. Kleinere Betriebe sind häufig auch flexibler in ihrer Struktur und können neue Lösungen schneller umsetzen als große Konzerne mit langen Entscheidungswegen. 

Verstehst du bedenken bei der Implementierung? Zum Beispiel Datenschutz?

Datenschutz ist definitiv ein wichtiger Punkt und sollte ernst genommen werden. Es ist empfehlenswert, möglichst auf europäische Anbieter oder DSGVO-konforme Tools zurückzugreifen. Wenn man mit großen KI-Modellen wie ChatGPT arbeitet, sollte man Daten so weit wie möglich anonymisieren, um Risiken zu minimieren. Was die Kosten betrifft, sind viele KI-Tools heute sehr flexibel buchbar – oft als monatlich kündbares Abo. Auch beim Thema Kontrollverlust gilt: Wer die Tools bewusst auswählt und testet, behält in der Regel die volle Kontrolle und kann bei Bedarf jederzeit wieder umsteigen oder kündigen. 

Wichtig ist aber auch eine gesunde Erwartungshaltung: KI ist kein Zauberstab, der alle Probleme auf Knopfdruck löst. Sie funktioniert am besten, wenn man mit klaren Aufgaben, Prozessen oder Fragestellungen arbeitet – vor allem bei wiederkehrenden Tätigkeiten. Wer mit realistischen Erwartungen startet, wird schnell erste Erfolge sehen und kann darauf aufbauen. 

Was gibst du Leuten mit, die heute noch KI implementieren möchten?

Ich würde empfehlen, sich eine Stunde Zeit zu nehmen, um zu überlegen: Welche Aufgaben wiederholen sich bei mir täglich oder wöchentlich? Welche Aufgaben benötigen viel Zeit oder stören mich im Arbeitsalltag? Anschließend kann man gezielt in ChatGPT oder ein ähnliches Tool einsteigen und fragen, wie man diese Aufgaben vereinfachen oder automatisieren könnte. Viele Ideen lassen sich direkt umsetzen – ohne IT-Abteilung, nur mit einem KI-Assistenten und einem klaren Ziel vor Augen. 

Danke Jonas Lackmann ! 

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